Es ist ein Punkt bei mobilen Internet Tarifen, der immer wieder zu heißen Diskussionen führt: Die Drosselung von UMTS-Geschwindigkeit auf GPRS. Auf den Anbieterseiten werden Surf-Geschwindigkeiten von bis zu 3,6 Mbit/s, 7,2 Mbit/s und sogar schon 100 Mbit/s angepriesen. Was aber nicht weniger wichtig ist, ist die Drosselung. Doch diese Informationen verstecken die meisten Anbieter am liebsten im Kleingedruckten!
In diesem Artikel beantworte ich sämtliche Fragen rund um die Drosselung:
- Warum gibt es überhaupt eine Drosselung von UMTS auf GPRS?
- Wann wird die Geschwindigkeit gedrosselt und wie lange?
- Wie kann die Drosselung solange wie möglich rausgezögert werden?
- Gibt es auch mobile Internet Tarife (mit Surfstick) ohne Drosselung?
Ich starte mit einer Einführung zu den technischen Grundlagen für mobiles Internet, aktuellen Bandbreiten und unserem Internet-Nutzungsverhalten.
Shared Medium und weniger Bandbreite als Festnetz-Internet
Die Drosselung bei UMTS-Datentarifen und mittlerweile auch LTE-Tarifen ist ein Schutzmechanismus der Mobilfunkbetreiber. Dadurch soll das mobile Datennetz vor Überlastungen geschützt werden. Im Gegensatz zu DSL- oder Kabel-Tarifen müssen sich alle aktiven Teilnehmer einer Funkzelle, die maximale Leistung teilen. Das heißt, in einer Funkzelle mit max. 7,2 Mbit/s im Download, teilt sich die Geschwindigkeit auf ALLE AKTIVEN KUNDEN auf! Man spricht im Mobilfunk deshalb auch von einem "Shared Medium". Das ist auch beim mobiltelefonieren so, nur merken wir es nicht, außer an Sylvester. Wie Sie selbst wissen greifen zum Jahreswechsel viele Menschen gleichzeitig zum Handy und versuchen jemanden zu anzurufen oder eine Neujahrs-SMS zu verschicken. Bei diesem Ansturm stößt das Mobilfunknetz an seine physikalischen Grenzen.
Bei mobilem Internet ist die Netzbelastung noch viel kritischer, als beim telefonieren oder simsen. Das Problem ist, viele Internetanwendungen sind auf Breitband ausgelegt: Webradio, YouTube, Flash-Spiele und Webseiten mit tollen bunten Bildern. Doch die Bandbreiten sind im Mobilfunkbereich noch nicht so weit entwickelt, wie im Festnetz. Während sich Festnetz-Kunden schon vor 5 Jahren auf eine 16.000er DSL-Leitung (~16 Mbit/s) gefreut haben, waren im Mobilfunknetz gerade mal 384 kbit/s (0,38 Mbit/s) möglich. Erst mit der HSDPA-Technologie tauchten in den letzten 3-4 Jahren Geschwindigkeitsangaben von 3,6 und 7,2 Mbit/s auf. Immerhin wachsen seit 2010 die Daten-Geschwindigkeiten dank HSPA+ in immer mehr Gebieten auf bis zu 42 Megabit pro Sekunde.
Doch wie bereits erwähnt, im Mobilfunk müssen sich alle aktiven Kunden diese Bandbreite teilen. Bei 7,2 Mbit/s für mehrere aktive Kunden können Sie sich selbst ausrechnen, wie viel Bandbreite pro Person übrig bleibt. Zudem handelt es sich um theoretische Maximalwerte. In der Praxis gibt es Störquellen, schlechten Empfang und weitere physikalische Gegebenheiten, die die Geschwindigkeit beeinträchtigen. Das heißt, es gehen Datenpakete auf der Luftübertragung verloren, die erneut angefordert und gesendet werden müssen. Dadurch verschlechtert sich die wahrgenommene Geschwindigkeit beim Anwender!
Sie sehen nun selbst, wie schnell das UMTS-Mobilfunknetz unter hoher Belastung stehen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass Smartphones und Surfsticks boomen wie nie zuvor. Es kommen also immer mehr mobile Internet Kunden dazu, die alle ein Stück von der Bandbreite haben wollen. Deshalb relativiert sich der Geschwindigkeitszuwachs (auf bis zu 42 Megabits pro Sekunde) der letzten beiden Jahre ganz schnell.
Warum wird die Internet-Geschwindigkeit auf GPRS gedrosselt?
Nach der ausführlichen Schilderung der aktuellen Situation möchte ich nun auf die Drosselung und der Notwendigkeit der Drosselung zurückkommen.
Ein Beispiel: Nehmen wir an, Sie empfangen aktuell 3 Mbit/s im Download bei einem Datentarif mit einer maximalen Geschwindigkeit von 7,2 Mbit/s. Nehmen wir auch mal an, dass drei Kunden in Ihrer Funkzelle permanent Daten aus dem Internet laden (Videos, Musik, Programme, ...) würden, wenn es keine Drosselung gäbe. Jedem dieser Download-Kunden wurde ebenfalls eine Geschwindigkeit von bis zu 7,2 Mbit/s versprochen. Der Netzbetreiber betreibt die Funkzelle mit max. 7,2 Mbit/s im Download. Jetzt müssen Sie sich diese Bandbreite mit den drei "Downloadern" teilen, die schließlich rund um die Uhr das Netz belasten. Das Ergebnis wäre eine deutlich schlechtere Geschwindigkeit für Sie. Dabei versorgt in der Realität eine Funkzelle sogar noch viel mehr Menschen mit mobilem Internet.
Die tatsächliche Belastung einer Funkzelle lässt sich nicht vorhersehen, sie variiert abhängig von der Anzahl der aktiven Kunden. Je mehr Kunden sich eine Funkzelle teilen müssen, desto geringer ist die Geschwindigkeit für den Einzelnen. Würden die Netzbetreiber keine Drosselung auf GPRS (max. 64 kbit/s) bzw. auf UMTS (max. 384 kbit/s) bei LTE Zuhause Tarifen vornehmen, dann wären die Funkzellen noch deutlich stärker belastet. Das würde vor allem diejenigen treffen, die nur mal kurz etwas googeln möchten, oder schnell E-Mails abrufen und versenden. Durch die neue LTE-Technik könnte die Drosselgeschwindigkeit irgendwann auch für mobile Internet Tarife auf 384 kbit/s (UMTS-Geschwindigkeit) erhöht werden, dies bleibt aber erst mal abzuwarten.
Die UMTS Drosselung ist demnach keine Abzocke, sondern ein Schutzmechanismus für das mobile Datennetz und für alle Kunden.
Wann wird die Geschwindigkeit gedrosselt und wie lange?
Die Drosselung der Geschwindigkeit wird leider nicht einfach anhand der Online-Zeit bemessen, sondern am Datenvolumen. Ich bezeichne es hier immer als Highspeed-Datenvolumen! Jede mobile Internet Flatrate beinhaltet tarifabhängig mehr oder weniger Highspeed-Datenvolumen. In meinen Vergleichstabellen finden Sie das Datenvolumen immer in der Spalte "Drosselung ab". Auch auf den Anbieterdetailseiten finden Sie die Highspeed-Datenmenge.
Generell gilt, dass eine mobile Internet Flatrate umso teurer ist, je mehr Highspeed-Datenvolumen sie beinhaltet. Das heißt, bei einem Tarif mit viel Highspeed-Datenvolumen können Sie mehr Daten hoch- und runterladen bis die Geschwindigkeit auf GPRS (bzw. UMTS bei LTE Zuhause Tarifen) gedrosselt wird. Dabei werden hoch- und runtergeladene Datenmengen beim Netzbetreiber zusammengezählt und mehrmals täglich von der Highspeed-Datenmenge abgezogen.
Sobald Sie das Highspeed-Datenvolumen von Ihrem Tarif erreicht haben, greift die Drosselung auf GPRS/UMTS. Sie surfen nun bis zum Ende des Abrechnungsmonats mit GPRS-Geschwindigkeit bzw. UMTS-Geschwindigkeit bei LTE Zuhause Tarifen. Der Abrechnungsmonat muss nicht zwingend der Kalendermonat sein! Im nächsten Monat erhalten Sie wieder die höchstmögliche Geschwindigkeit für die Highspeed-Datenmenge Ihres Tarifes.
Wie kann die Drosselung solange wie möglich rausgezögert werden?
Bei jeder Onlineanwendung werden Daten zwischen Ihrem PC/Smartphone und einem Internet-Server ausgetauscht. Je nachdem welche Online-Inhalte Sie konsumieren, verbrauchen Sie mehr oder weniger Daten. Beim Websurfen und E-Mails abrufen/senden fallen sehr geringe Datenmengen an, da nur beim Seitenaufbau bzw. empfangen/senden der E-Mails Daten übertragen werden. In der Zeit, wo Sie die Ihre E-Mails lesen, schreiben werden keine Daten zwischen Mobilfunknetz und Surfstick/Smartphone ausgetauscht.
Wenn Sie allerdings Webradio hören oder einen Video-Stream (z. B. YouTube) sehen, werden über die gesamte Laufzeit Daten übertragen. Zudem sind Video- und Audio-Daten sehr viel größer, als Webseiten und E-Mail und führen so zu einem hohen Datenverbraucht in kurzer Zeit. Ein dreiminütiges YouTube Video kann ganz locker 15 Megabyte verbrauchen. Die tatsächliche Datenmenge hängt allerdings auch von der Videoqualität ab.
Sie sollten also lange Video-Streams und dauerhaftes Webradio hören vermeiden, genauso wie große Datei-Downloads. Ich habe in meinem Ratgeber "Mobiles Internet - Flat, Prepaid oder Vertrag, was ist das Beste?" verschiedene Nutzungsprofile beschrieben, die Ihnen helfen sollen den richtigen mobilen Datentarif, passend zu Ihren Bedürfnissen, zu finden.
Gibt es mobile Internet Flatrates ohne Drosselung?
Wenn Sie diesen Artikel bis jetzt gelesen haben, dann werden Sie sich diese Frage selbst beantworten können. Das heißt: Nein, es gibt keine mobilen Internet Flatrates ohne Drosselung! Für große Datenmengen in Form von Video-Streams, Downloads, etc. empfehle ich Ihnen in jedem Fall einen Festnetz-Tarif (DSL oder Kabel). Falls Sie zusätzlich noch einen Tarif für unterwegs möchten, würde ich Ihnen eine günstige mobile Internet Flatrate mit wenig Highspeed-Datenvolumen, oder gar einen Prepaid-Tarif empfehlen.
Die einzige Möglichkeit der Drosselung aus dem Weg zu gehen, bieten die Prepaid-Tarife im Vodafone Netz. Alle Surfpakete haben nämlich ein maximales Datenvolumen. Wenn sie das Datenvolumen erreicht haben (Download und Upload zusammengezählt), wird das Surfpaket unabhängig von der übrigen Surf-Zeit beendet. Demnach können Sie sofort ein neues Paket buchen und weitersurfen. Bei einem hohen Datenverbrauch führt dies allerdings zu sehr hohen Nutzungskosten.
Noch Fragen offen?
Sie haben noch eine Frage zum Thema Drosselung bei mobilen Internet Tarifen? Dann nutzen Sie einfach das Kommentarfeld gleich hier darunter!
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Kommentare
7 Kommentare vorhandenHallo,
ich habe seit eineinhalb Jahren einen Surfstick von Tchibo (o2-Netz). Bisher hatte ich keine größeren Probleme. Nach einem 2-wöchigen Urlaub im Mai empfange ich nur noch das langsame GPRS. Meine Prepaidkarte ist natürlich aufgeladen. Wie ist es möglich, dass ich so plötzlich zu keiner Tages- und Nachtzeit mehr UMTS-Empfang habe wenn es bisher gut lief? Auf der Karte der Netzabdeckung scheint Lüneburg ausreichend versorgt zu sein.
Vielen Dank für eine Antwort
karin
Hallo Karin,
bitte entschuldigen Sie meine späte Antwort. Ich hoffe, Ihr Problem konnte bereits gelöst werden. Wenn Sie plötzlich kein UMTS (3G) Netz mehr empfangen können, dann kann das auch an einem Ausfall des 3G-Netzes liegen. In diesem Fall fragen Sie mal Ihre Freunde oder Nachbarn, ob sie ebenfalls Probleme mit dem 3G-Netz von O2 haben oder alles normal läuft.
Falls Sie noch Hilfe benötigen, melden Sie sich bitte nochmals. Diesmal müssen Sie nicht mehr so lange auf Ihre Antwort warten :)
Viele Grüße,
Ingo Just
Hallo,
vielen Dank für die Antwort. In der hiesigen O2-Filiale bekam ich die Auskunft "Sie wohnen schon immer in einem Problemgebiet" und das der Empfang innerhalb des Hauses fast unmöglich sei. Warum es bisher gut lief wusste aber keiner. In der Filiale von E+ wusste der Mitarbeiter aber, dass O2 in meiner Wohnnähe "abgebaut" hat. Da E+ mir einen guten Empfang zugesagt hat, werde ich wohl dorthin wechseln. Ich hoffe auf UMTS-Empfang bis ich nach umfangreichem Kabelverlegen eine feste Verbindung herstellen kann.
Viele Grüße
Karin
Hallo,
ich habe seit Januar einen Surfstick mit einer Internetflatrate 5000 von Klarmobil. Bislang war ich damit auch ganz zufrieden. Der Empfang an meinem Standort war kontinuierlich gut und ich konnte hohe Geschwindigkeiten im UMTS-Netz von Vodafone erzielen.
Im Februar habe ich nun das Highspeed-Datenvolumen von 5 GB erstmals voll ausgeschöpft, so dass ich die letzten Tage des Monats nur mit der gedrosselten GPRS-Geschwindigkeit surfen konnte. Ich habe damit gerechnet, dass die Drosselung zum 1. März wieder aufgehoben wird, aber bislang ist dies immer noch nicht passiert...
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die geringe Surfgeschwindigkeit damit zusammenhängt, dass jetzt im März auf einmal die Funkzelle so ausgelastet ist, dass momentan keine schnellere Geschwindigkeit möglich ist. Zu ganz unterschiedlichen Zeiten habe ich immer nur die gedrosselte GPRS-Geschwindigkeit erreichen können. Der Empfang ist auch nicht gestört.
Für unwahrscheinlich halte ich es zudem, dass der Abrechnungsmonat nicht mit dem Kalendermonat übereinstimmt, da mir die Datenflat ausdrücklich für den Zeitraum vom 1. Tag des Monats bis zum letzten Tag des Monats in Rechnung gestellt wird. Es nervt wirklich, so langsam surfen zu müssen und ich frage mich wirklich, ob dies gängige Praxis bei Klarmobil ist...
Für Hinweise bin ich dankbar.
Hallo Timo,
bitte entschuldige meine späte Antwort, dein Kommentar ist mir leider durchgerutscht. Die Lösung des Rätsels ist der Abrechnungsmonat bei deiner Klarmobil Internet Flat 5000. Die Drosselung bezieht sich nicht auf den Kalendermonat, sondern auf den Abrechnungsmonat. Der Abrechnungsmonat hängt in der Regel wiederrum mit dem Zeitraum Ihres Vertragsabschlusses zusammen. Den Zeitpunkt der Aktivierung finden Sie auf der ersten Rechnung. Sie können allerdings auch beim Klarmobil Kundenservice den Abrechnungszeitraum erfragen.
Mittlerweile müssten Sie ja wieder entdrosselt sein. ;) Sie können sich auch das Datum der Entdrosselung merken, denn das entspricht Ihrem Abrechnungszeitraum.
Viele Grüße,
Ingo Just
Ein sehr ausführliches Bericht.... Sehr schön gemacht.
Stimme ich Voll und ganz zu.
Kann nur die mein Hände Klatschen und Flatten.
Mein erfahrung hab ich mir Hinter mir :)
Ich Liebe die UMTS..... Wauuha, 2012 kann kommen...
Danke INTER,
freut mich sehr, wenn ich mit diesem Artikel das Thema "Drosselung" ausführlich erklären konnte.
Viele Grüße,
Ingo Just