Lidl-Surfstick
Etwas für Nostalgiker!
Wollen sie es wiederhaben, das C64-Gefühl? Das „mein erster PC-Gefühl“? Wenn das Abreißen des Prasselns im Akustikkoppler, später Modem, einem klarmachte, dass gerade wieder eine halbstündige Datenübertragung kurz vor dem Schluss zusammengebrochen war? Das damals noch allen bekannte HB-Männchen-Gefühl? Als man die Wände hochgehen wollte oder wenigstens dem Towergehäuse einen herzhaften Tritt verpassen!
Sie können es. Nichts leichter als das! Kaufen sie sich einen Fonic-Surfstick. Gemeinhin auch Lidl-Surfstick genannt. Sie brauchen auf die Wirkung nicht lange warten. Blutdrucksteigerung garantiert! Das Ich-könnte-die-Wände-hochgehen-Gefühl stellt sich schon nach kurzer Zeit ein. Besonders wenn Sie auf den Anschluss zur Überbrückung nach einem Umzug angewiesen sind. Vielleicht sogar so wie ich, beruflich. Sie können sich darauf verlassen, spätestens nach wenigen Stunden statt mit der versprochenen UMTS- oder HSDPA-Bandbreite mit eine Bandbreite zwischen 0 und 30 Kilobit pro Sekunde surfen zu können. Und das natürlich bei voller Empfangsstärke von fünf Balken an der Antenne! Sie fragen: Wie das!? Ich mich auch! Auf eine entsprechende Mail mit Bitte um eine Erklärung habe ich auch nach Ablauf der angegebenen dreitägigen Bearbeitungsfrist vergeblich gewartet. Einen Kundendienst, der pro Minute 1,99 kostet und einen aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch in eine Warteschleife schickt, rufe ich für eine Reklamation grundsätzlich nicht an. Das Geld spare ich mir lieber für den Rechtsanwalt. Zwischen 0 und 50 Kbps heißt in der Praxis „timeout“ oder „Verbindung fehlgeschlagen – Der Browser konnte keine Verbindung mit dem Internet herstellen“. Und das passiert Ihnen mal für 5 Minuten, mal für eine halbe Stunde, mal bis 24 Uhr, mal ab 24 Uhr und das 10 mal, 30 mal oder öfter am Tag. Oder auch endgültig, lange bevor die Grenze von 500MB bei der Tagesflat- oder 5GB bei der Monatsflatrate erreicht ist. Wie gesagt, „Radio Eriwan“ antwortet auf entsprechende Nachfragen natürlich nicht. Wenn Ihnen das als Nervenkitzel noch nicht reicht, kaufen Sie sich eine zweite Simcard dazu. Ich wollte eine zweite IP für das Internet, aber Sie könnten ja Ihre Originalkarte zum Stick auch mal verloren haben. Ein neuer Stick für 40 Euro? Versteckte Anschlussgebühren noch mal bezahlen? Das muss nun wirklich nicht sein. Sie stecken also eine normale Lidl-Simcard in den Surfstick, melden ihn online bei Fonic mit einem anderen Computer an. Die Freischaltung geschieht, wenn Sie Glück haben, schon nach ca. einem Tag. Nun schicken sie mit der zum Stick gehörigen Software eine SMS an Fonic. Das Zauberwort heißt: START TAGESFLAT. Schon nach wenigen Sekunden klingelt es in Ihrem SMS-Briefkasten. „Lieber FONIC Kunde, Ihre 24h Flatrate endet am ... um ... Uhr. Ihr FONIC Team“ Fein! So etwas nenne ich vertragliche Bestätigung.
Es funktioniert auch, ... bis nächsten Tag statt der erwarteten 8 Euro Restguthaben nur noch einige Cent Guthaben zur Verfügung stehen. Sie danken Gott, dass Sie nicht der automatischen Guthabenaufbuchung zugestimmt haben und laden erneut 10 Euro auf. Doch, oh Schreck, auch die sind nach wenigen Minuten weg! Die Karte wurde, aus welchen Gründen auch immer, ohne Vorwarnung auf Datenvolumentarif zurückgeschaltet. Damals kam nach drei Tagen noch eine Mailantwort: Sinngemäß: „Wenn Sie dauerhaft auf Tagesflat umschalten wollen, müssen Sie dieses im Internet auf der Fonicseite tun. Per SMS reicht dafür nicht.“
Bitte erwarten Sie auch keinesfalls, dass, wie bis noch vor kurzem bei Fonic üblich, eine 24-Stundenflat Ihnen 24 Stunden surfen bietet. Es sei denn, sie stehen um 00:01 Uhr auf und fangen an zu surfen. Denn mit der Preisanhebung von 1,99 auf 2,50, für die es bisher auch noch kein neues Tarif-PDF auf der Fonic-Seite im Internet gibt, wurden die 24 Stunden auf die Zeit von der Einbuchung bis zum Ende des selben Tages beschränkt. Die neue Fonic-Zeitrechnung!
Sie dachten, über derartige einseitige Änderungen eines Vertrags muss der Vertragspartner bzw. Kunde informiert werden. Hahahaha! Sie Nostalgiker!
Auch wenn das sicherlich nur ein besonders herausragendes Beispiel einer immer weiter um sich greifenden Vorstellung von vertragsgerechter Leistungserfüllung ist und auch falls die Firma Fonic meinen sollte, sie müsse mich dafür vor den Kadi zerren, ich nenne so etwas systematischen „BETRUG“!