Wie schnell ist Internet auf deutschen Autobahnen? Welche Rolle spielt die zunehmende LTE-Netzabdeckung dabei? Ich habe mich letztes Wochenende mal ins Auto gesetzt und die Autobahnen A6, A7, A8 und A96 abgefahren. Meine Erfahrungen möchte ich hier mit Ihnen teilen.
Auf der Autobahn im Internet zu surfen, ist ein sinnvoller Zeitvertreib, wenn einem dabei nicht übel wird. Klar der Fahrer hat natürlich nichts im Internet verloren, aber die Beifahrer können - ob privat oder geschäftlich - Ihr E-Mails checken, Informationen recherchieren und, und, und. Also habe ich mich als Beifahrer ins Auto gesetzt und mir die aktuelle Situation in Süddeutschland angesehen.
Testablauf
Für meinen Test habe ich zwei LTE-fähige Internet Flatrates von Telekom (D1) und Vodafone (D2) betrachtet. Die Tarife kamen abwechselnd in einem LTE-Stick an einem Netbook zum Einsatz. Ich habe bewusst die Netzbetreiber O2 und E-Plus aus dem Test genommen, da O2 beim LTE-Netzausbau noch sehr stark hinter den D-Netzbetreibern liegt und E-Plus noch überhaupt kein LTE in Deutschland anbietet.
Telekom (T-Mobile D1)
In meinen bisherigen Tests konnte die Telekom außerhalb von Städten noch nie mit der dichtesten 3G-Abdeckung punkten. Hier hatte Vodafone immer die Nase vorne und das hat sich auch bis zum letzten CHIP-Netztest 2012 nicht geändert. Allerdings hat CHIP im Netztest das 4G LTE-Netz nicht in die Wertung einbezogen. In meinem Autobahn-Test zählt einfach nur die schnelle Internet-Verbindung. Ob diese via 3G oder 4G zustande kommt, ist dabei völlig egal.
Eigentlich sollte die Telekom die Kombination von 3G und 4G richtig gut ausspielen können, da der LTE Stick problemlos zwischen den Netztechniken wechseln kann. Allerdings zeigten sich in der Praxis immer wieder große Versorgungslücken, in denen der Stick auf das 2G (GPRS/EDGE) Netz zurückgreifen musste. Dies machte sich besonders auf den ländlichen Streckenabschnitten - weit weg von Städten - bemerkbar.
Der Telekom Netzabdeckungskarte zufolge sind die Autobahnstrecken eigentlich sehr gut mit 3G und 4G versorgt. Dafür waren die 2G-Phasen eindeutig zu lange! Vor allem in Gebieten, in denen eigentlich 4G zur Verfügung stand. Eine mögliche Ursache dafür kann die hohe Reisegeschwindigkeit sein und die damit verbundenen Wechsel der Funkzellen. Ich vermute, dass der Handover in eine 4G-Funkzelle noch nicht ganz so reibungslos und schnell funktioniert, wie zwischen 2G und 3G.
Fazit: Eigentlich sollte das Telekom-Netz auf den süddeutschen Autobahnen sehr gut für schnelles Internet ausgebaut sein, zumindest wenn man ein LTE-fähigen Surfstick hat und das 3G- und 4G-Netz nutzen kann. In der Praxis tat sich die neue LTE-Mobilfunktechnologie jedoch noch etwas schwer und die 2G-Phasen waren für das Telekom-Netz eindeutig zu lang. Das macht sich dann natürlich auch beim Surfen bemerkbar, wenn der Seitenaufbau sehr lange dauert oder gar mehrfach abbricht.
Vodafone (D2)
Für unterwegs war Vodafone bisher immer meine erste Wahl. Die Jungs aus Düsseldorf haben schon vor 2-3 Jahren auch dort einen UMTS/HSPA-Sendemast aufgestellt, wo weit und breit mehr Kühe als Menschen zu Hause waren. Deshalb konnte Vodafone auch auf den Autobahnen - egal ob Stadtnähe oder ländlicher Streckenabschnitt - mit dem dichtesten 3G-Netz punkten.
Nun im Zeitalter von 4G (LTE) hat das D2-Netz aber einen entscheidenden Nachteil gegenüber der Telekom. Denn Vodafone LTE kann unterwegs - im Auto oder Zug - (noch) nicht genutzt werden. Denn der LTE Stick kann keine LTE-Funkzellen wechseln. Der Handover zwischen 2G/3G und 4G bzw. 4G und 4G ist mit den aktuellen LTE-Sticks nicht möglich. Laut Vodafone sollte das mit einem Software-Update irgendwann behoben werden. Somit stand für meinen Autobahn-Test doch nur das altbekannte UMTS/HSPA (3G) und GPRS/EDGE (2G) Funknetz zur Verfügung.
Dem Surfvergnügen machte dies keinen Abstrich, obwohl "nur" die etablierten Netztechnologien auf den Schnellstraßen genutzt werden konnten. Über die gesamte Strecke konnte ich mit Vodafone sogar stabiler mit Highspeed surfen als bei der Telekom. Die 2G-Phasen waren deutlich seltener und kürzer als bei der Telekom.
Fazit: Wenn Vodafone die Handover-Probleme mit dem neuen LTE-Netz in den Griff bekommt, steht dem vollen Surf-Vergnügen bei den Düsseldorfern nichts mehr im Wege. Bis dahin leistet das 3G-Netz auf Autobahnen eine hervorragende Arbeit. Es ist schnell, wenige 2G-Fallbacks machen bei Vodafone mehr Spaß, als bei der Telekom.
Damit bleibt Vodafone für unterwegs nach wie vor meine erste Wahl, auch wenn Telekom mit LTE unterwegs punkten kann.
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